// News

Studien: Monopolmacht verschärft Ungleichheit

von | 17.01.2024

Die größten Konzerne nutzen ihre Marktmacht, um hohe Preise durchzusetzen. Nach einer neuen Studie haben die 20 größten Konzerne weltweit ihre Preisaufschläge (“markups”) in den letzten Jahren deutlich erhöht. Sie stiegen bis 2022 auf 50 Prozent.

Die größten Unternehmen können damit deutlich höhere Margen und Gewinne durchsetzen als andere Unternehmen. Selbst andere börsennotierte Unternehmen liegen deutlich darunter. In einer Datenbank mit ca. 34.000 börsennotierten Unternehmen lagen die Preisaufschläge bei der unteren Hälfte dieser Unternehmen im Durchschnitt bei 25%. Viele kleinere Unternehmen dürften noch deutlich geringere Gewinne erzielen. Im Effekt zahlen wir alle eine Form privater Steuer an Großunternehmen und Superreiche – zu einer Zeit, wenn steigende Lebenshaltungskosten für viele Menschen eine große Belastung darstellen. Die Studie „Taken, not Earned“ (pdf) haben das Balanced Economy Project, SOMO, Global Justice Now und LobbyControl gemeinsam veröffentlicht.

Steigende Konzentration

Grafik Steigende Markups 1995-2022 aus der Taken not Earned Studie

Steigende Markups für die größten Unternehmen. Quelle: Taken, not earned, S. 14

Der Hintergrund der hohen Preisaufschläge ist eine steigende Konzentration der Wirtschaft. Immer mehr Sektoren werden von wenigen Konzernen beherrscht. Einige Beispiele aus der Studie:

Vier Konzerne kontrollieren die Hälfte des weltweiten Saatgutmarkts. Bei den Agrochemikalien kontrollieren vier Unternehmen über 60 Prozent, bei Tierarzneimitteln 62 Prozent. Drei Unternehmen kontrollieren fast 100 Prozent der kommerziellen Geflügelrassen. Die Hälfte des Weltmarktes für landwirtschaftliche Maschinen wird von sechs Unternehmen beherrscht.

Wenn also Traktoren protestierender Bauern durch Deutschland rollen, könnte man an den Marken auch die Konzentration in der Branche ablesen. Die Bauern sind zudem auf Abnehmerseite einer massiven Marktkonzentration ausgesetzt: die größten vier Lebensmittelhändler haben über 80% Marktanteil.

Aber nicht nur in der Landwirtschaft ist die Konzentration riesig: der Inbegriff dominanter Konzerne sind heute die großen Tech-Konzerne wie Google, Amazon oder Microsoft. Dazu kommen Branchen wie Pharma, Wirtschaftsprüfer, Musik-Labels, Hotel-Plattformen, Getränke- und Bier-Firmen usw und so fort. Die Studie zeigt auch, dass die 20 größten Firmen große Überschneidungen mit den 20 reichsten Menschen weltweit hat. 14 der Top20-Unternehmen sind Sponsoren des Weltwirtschaftsforum. Sie geben jährlich über 155 Millionen Euro für Lobbying in der EU und den USA aus. Ihr Einfluss wird zudem durch ihre strukturelle ökonomische Macht verstärkt.

Wachsende Schieflagen

Auch der jährliche Bericht von Oxfam zum Weltwirtschaftsforum beschäftigt sich dieses Jahr schwerpunktmäßig mit Monopolmacht und dem Zusammenhang von wachsender Monopolisierung und Ungleichheit. Aus beiden Berichten zusammen ergibt sich ein deutliches Bild:

  1. Immer mehr Sektoren werden von wenigen großen Unternehmen beherrscht.
  2. Die Unternehmensgewinne steigen, wobei ein großer Teil auf wenige Unternehmen entfällt.
  3. Der Großteil der Gewinne geht an Investoren und Management zulasten der Beschäftigten und von (zukunftsorientierten) Investitionen.

Diese Schieflagen verschärfen nicht nur die gesellschafliche Ungleichheit. Sie schwächen die Demokratie, weil politische Entscheidungen von diesen Machtungleichgewichten beeinflusst werden. Und sie schaden auch kleinen und mittleren Unternehmen und sie erschweren die nötige wirtschaftliche Transformation.

Monopolmacht zurückdrängen

Wir müssen diese Schieflagen und die ökonomische Machtkonzentration zu einem zentralen Thema der Wirtschaftspolitik machen. Ein wesentliches Element dafür ist eine striktere Kartellpolitik. Sie war die letzten Jahrzehnte zu unternehmensfreundlich, hat viele Fusionen durchgewunken und die Monopolisierung nicht effektiv gebremst. Erfreulicherweise gibt es Anzeichen für eine Kehrtwende – aber die Widerstände sind enorm. Deshalb ist eine stärkere gesellschaftliche Bewegung gegen Monopolisierung wichtig.

Auch in anderen Politikfeldern brauchen wir Veränderungen, so die Studien. Nötig seien die Besteuerung von Übergewinnen und Vermögen, öffentliche Investitionen und Infrastrukturen, andere Handels- und Investitionsabkommen sowie die Förderung von Mitbestimmung und alternativer Firmenmodelle. Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnt war insgesamt zu monopol-freundlich.

> Jetzt unseren Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben.

Foto der Studie Taken, not earned in Davos