Die großen Tech-Unternehmen bauen ihre Vormacht durch Fusionen und Übernahmen unauffällig aus. Die meisten dieser Deals entgehen der Kontrolle der Wettbewerbsbehörden, zeigt eine Auswertung der niederländischen Organisation SOMO. Das ist ein Problem für Innovation, Vielfalt und fairen Wettbewerb. Wir brauchen eine bessere Fusionskontrolle.
Zentrale Ergebnisse der Auswertung:
- Die großen Tech-Firmen (Alphabet, Amazon, Apple, Meta und Microsoft) haben zwischen 2019 und 2025 weltweit mindestens 191 Unternehmen übernommen: im Durchschnitt alle elf Tage eines.
- Die Wettbewerbsbehörden haben nur zwei dieser Fusionen verhindert. 184 Übernahmen wurden bei der Europäischen Kommission überhaupt nicht angemeldet.
- Knapp 67 % der übernommenen Unternehmen haben ihre Webseiten nach der Übernahme abgeschaltet und in einigen Fällen den Service für Kunden ganz eingestellt.
- Unternehmen in der EU stehen an zweiter Stelle der Übernahmeziele, nach den USA. Von den 27 übernommenen EU-Unternehmen waren viele in den Bereichen künstliche Intelligenz, Cloud Computing und Robotik tätig.
- Im neuen Big Tech M&A Tracker von SOMO lassen sich die Übernahmen der Tech-Firmen im Detail angucken und durchsuchen.
Die Analyse zeigt gravierende Lücken in der Fusionskontrolle. Die meisten Tech-Übernahmen werden nicht angemeldet, weil sie die Umsatzschwellen nicht erreichen. Dadurch können die Tech-Unternehmen neue, innovative Wettbewerber übernehmen, solange sie noch nicht viel Umsatz generieren. Ein Beispiel dafür ist die Übernahme von Instagram durch Facebook (jetzt Meta) in 2012. Wir müssen die europäische und deutsche Fusionskontrolle stärken und brauchen eine bessere Erfassung von Übernahmen mit hohem Transaktionswert, aber geringen Umsätzen.
Denn eine nachträgliche Korrektur problematischer Übernahmen ist aufwendig. Allerdings auch nicht unmöglich: In den USA startete am 14. April das Monopolverfahren gegen Meta, bei dem die US-Wettbewerbsbehörde FTC eine Abspaltung von WhatsApp und Instagram fordert. Es ist gut, die Monopolstellung der großen Tech-Konzerne aufzubrechen. Aber der Ausgang des Verfahrens unter Trump ist offen, selbst wenn es ursprünglich aus der ersten Amtszeit von Trump stammt (hier mehr Details zum Verfahren auf englisch).
Grafik erstellt von Alex Mellon für SOMO, April 2025.